Leitfaden für Sprachpaten

Didaktischer Leitfaden für TANDEM-Sprachpaten

Unsere Sprachpaten in den TANDEM Sprach-Gruppen wollen dabei helfen, die in den Integrationskursen häufig entstandenen Defizite beim Deutschlernen zu kompensieren. Sie gehen methodisch vor und bedienen sich dabei eines didaktischen Leitfadens, den Salomón Derreza für den Prozess der Tandemarbeit mit Geflüchteten entwickelt hat.
Dieser Leitfaden umfasst folgende vier Aspekte des Lernverfahrens:

1. Konsequente Fehlerbehebung,
2. Slow Teaching,
3. Gamification,
4. Motivation zum Selbstlernen.

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1. Konsequente Fehlerbehebung

Die Lernenden haben genug Gelegenheiten, falsch zu sprechen. Beim Sprach-Tandem erhalten die Lernenden aber die Möglichkeit, ihre Fehler selbst zu korrigieren. UND: die Sprachpaten sollen die Lernenden immer, wirklich immer (!) auf Fehler aufmerksam machen, sobald sie auftreten. Denn jeder nicht konsequent korrigierte Fehler erzeugt eine neuronale Fehlbildung, d. h. ein falsches Lernen setzt sich im Lernenden fest. Das gilt besonders für die Aussprache, die in der Regel vernachlässigt wird. Ergeben sich Gelegenheiten für die Lernenden, ihre Fehler selbst zu korrigieren, können die Sprachpaten die Selbstkorrektur mit folgender Technik unterstützen:

  • Direkt auf den Fehler aufmerksam machen. Dabei den Kopf freundlich-verneinend schütteln oder auf das Buch bzw die Tafel zeigen. 
  • Falls die Fehlerselbstkorrektur nicht gelingt: Den falschen Satz in der richtigen Form wiederholen oder die Fehler für Erklärung/Wiederholung/Vertiefung nutzen.
  • Damit es nicht zu anstrengend bzw. frustrierend ist, kann man zwischendurch korrekturfreie Phasen einbauen.

2. Slow Teaching

Nur eine langsame Progression im Sprachunterricht mit der kleinstmöglichen Stoffmenge und der höchstmöglichen Wiederholungsrate erlaubt ein effektives Lernen.
Methodisch verwendet man dabei am besten „ich-zentrierte“ Lernbeispiele, so genannte Personal Information Records (PIRs), die sowohl entschleunigtes Lehren und Lernen erlauben als auch den Lernenden mit seinen eigenen Vorstellungen und Fähigkeiten berücksichtigen. Hier geht es zu den PIR-Lernbeispielen.

3. Gamification

Das menschliche Gehirn ist darauf programmiert, spielend zu lernen. Gamification bedeutet: Nicht spielerische Handlungen in Spiele zu verwandeln. Durch die Gamification-Methode werden im Falle des Lernerfolgs Glückshormone beim Lernenden ausgeschüttet. Bei Misserfolgen im Lern-Spiel setzt zwar auch Frustration ein. Diese verwandelt sich bei „spielend“ Lernenden aber in Motivation, das nächste „Spiel“ doch noch zu gewinnen und das Lernziel letztlich zu erreichen. Statt Lernfrust schieben: Spiel-Lust entwickeln! Hier geht es zu den Gamifications-Beispielen.

4. Motivation zum Selbstlernen

Wenn grundlegende grammatikalische Strukturen nicht oder kaum vorhanden sind, ist das Auswendiglernen von Sätzen unumgänglich und muss von den Lernenden kontinuierlich eingeübt werden - nicht im Tandem, sondern außerhalb und in der Freizeit. Die tägliche Wiederholung der Aussprache und die richtige Verwendung von Verben (Konjugation) sind unerlässlich für die sprachliche Weiterentwicklung. Das Internet bietet gute Hilfe an: 

Tabelle zur täglichen Selbstkontrolle

Mit der Selbstkontrolletabelle werden folgende drei Ziele erreicht:

1. Durch die notwendige tägliche Wiederholung zuhause setzt sich der im Unterricht gelernte Stoff im Lernenden fest.
2. Die Selbstdisziplin der Teilnehmer wird gefördert.
3. Die verschiedenen Sprachkompetenzen werden multimedial trainiert.

Die Tabelle dient dazu, die täglichen verschiedenen Lernaktivitäten zu dokumentieren. Das Minimum von 100 Minuten täglicher Lernaktivitäten soll auf fünf verschiedene Weisen erfüllt werden, und zwar durch je 20 Minuten:

Schreiben (z. B. mit Lernblog),
Lernen (z.B. mit Apps),
Hören (mit Musik bzw. Audio-Dateien zum Lernen),
Lesen (im Internet & andere Texte)
und Sehen (Serien, Filme usw.)

Die Tabelle ist gleichsam als Flasche gedacht, die die Lernenden mit Lernstoff "befüllen". Falls die Lernenden das 100-Minuten-Ziel an einem Tag nicht schaffen, haben sie die Möglichkeit, es an den folgenden Tagen nachzuholen. Tabellen mit Lücken sind nicht vorgesehen.

TANDEM LernBlog

Unser LernBlog verfolgt drei Ziele:

1. Das Lernen erhält eine stabile Struktur, wenn die Lernenden sich (am besten) täglich mit dem Gelernten beschäftigen.
2. Die Selbstdisziplin der Lernenden wird gefördert.
3. Die Lernenden haben innerhalb des Lernprozesses den notwendigen Freiraum für Kreativität.

Und so funktioniert der LernBlog:

  • Die Lernenden besorgen sich zwei Hefte (gerne aus Recyclingpapier) :-)
  • In Heft 1 schreiben die Lernenden zuhause 10 freie Sätze zu den Themen des letzten Treffens auf.
  • Beim neuen Treffen geben sie Heft 1 mit den aufgeschriebenen Sätzen beim Lehrenden ab (und bekommen es beim nächsten Treffen zurück). Gemachte Fehler wurden vom Lehrenden inzwischen farblich markiert.
  • In Heft 2 schreiben sie nach der neuen Sitzung ebenfalls 10 thematische Sätze ihrer Wahl hinein, geben Heft 2 in der Folgesitzung ab und erhalten nun Heft 1 mit der Fehlermarkierung des Lehrenden zurück.
  • Heft 1 und Heft 2 wechseln also von Treffen zu Treffen hin und her.
  • Weil die Lehrenden die Fehler in den Heften nur markieren, erhalten die Lernenden regelmäßig die Gelegenheit, ihre Fehler selbst zu korrigieren. 
  • Die Selbstkorrektur soll schriftlich und in einer anderen Farbe erfolgen.
  • Was die Lernenden nicht schaffen, klären sie mit den Lehrenden beim nächsten Treffen.